Reto Octubre Tag 1-6

Eine Story über’s Laufen und Abnehmen

Das wäre doch etwas für Dich!

„Das wäre doch etwas für Dich“ - meinte meine Frau und zeigte mir ihr Handy mit einem Instagram-Post von einer Trailrunnerin aus Mexiko. „Reto Octubre“ war der Post betitelt. Da meine Frau aus Lateinamerika stammt folgt sie auch einigen Personen von dort. Und „Reto Octubre“ ist spanisch und bedeutet „Herausforderung im Oktober“. Es klang für mich zunächst einmal relativ harmlos und da ich Herausforderungen liebe, vor allem wenn sie mit meiner Lieblingsbeschäftigung zu tun haben - Ausdauersport - und meine Frau das natürlich wusste, war ich schon sehr neugierig was es damit auf sich haben könnte.

Reto Octubre

Rückblick Juli 2024. Crossing Switzerland. Ein Ultra Trail, der die Schweiz von Ost nach West durchquert. 390 km mit 24.500 Höhenmetern.

Und dort nahm dieses Jahr eine Trail- und Ultrarunnerin aus Mexico teil: Pris Alba. Und das weckte die Neugier meiner Frau, denn durch mich mit dem Ultra- und Trailrunning in Berührung gekommen, fand sie die Kombination aus weiblichem Trail- und Ultrarunner die hier in der Schweiz einen Ultratrail laufen wollte extrem interessant. Und so fing sie an Pris und dem Rennverlauf zu folgen.

Obwohl Pris zwar mit sehr starkem Willen und einiges an Erfahrung in ihrem Rucksack guter Dinge war, bekam sie aber während des Rennens Probleme und musste nach „nur“ 155km aufgeben. Es liegt nunmal in der Natur des Ultralaufens dass trotz intensiver und akribischer Vorbereitung immer wieder Probleme auftreten können die manchmal dann leider dazu führen einen Plan, so wie gedacht, nicht fertig ausführen zu können.

Pris brach das Rennen an dieser Stelle ab und flog wieder zurück nach Mexiko.

Da sie auf Instagram recht aktiv war, behielt meine Frau sie auch weiterhin im Blick.

Und dann kam der Post zu „Reto Octubre“. Die Challenge sollte den Oktober für jeden der daran teilnahm in etwas besonderes verwandeln - und wie sehr sie damit doch recht hatte!

Die Challenge lautete so: Für jeden Tag im Oktober sollte man einen Kilometer mehr laufen. Also für den ersten Tag im Oktober einen Kilometer. Für den zweiten Tag zwei Kilometer, für den dritten Tag drei Kilometer und so weiter. Bis zum Monatsende würden sich so 496km kumulieren.

Im ersten Moment sah ich die Zahlen und dachte die Challenge nicht zu Ende. Ein Kilometer zu laufen klang für mich zunächst aber absurd wenig. Aber als ich die Geschichte zu Ende dachte wurde mir bewusst wie gross die Challenge am Schluss denn eigentlich sein würde. Denn ab dem 20. Tag bedeutete die Anforderung, jeden Tag, für 11 Tage, mindestens einen Halbmarathon zu laufen. Und das neben Familie und Job und was sonst noch alles kommen würde.

Tag 1 - Tag 5

Der Tag 1 war für mich der 2. Oktober. Ich erfuhr erst dann von der Challenge, da meine Frau zwar beschloss daran teilzunehmen aber mir zunächst nichts davon erzählte. Ihr war zwar bewusst dass sie die Challenge nicht zu Ende bringen könnte - ohne entsprechendes Training wäre das auch nicht machbar - aber sie wollte so weit wie möglich kommen. Und dann erzählte sie mir davon weil sie davon überzeugt war, ich würde diese Challenge schaffen können.

Am Tag 2 lief ich also zum ersten Mal die Challenge und beschloss den ersten Tag gleich mitzunehmen - also drei Kilometer zu laufen. Da ich mir aber nicht vorstellen konnte „nur“ drei Kilometer zu laufen lief ich statt dessen 10km. Da mein Donnerstag in dieser Woche schon vorher verplant war nahm ich mir die Freiheit und lief am Donnerstag, den 03.10. nicht - wohl wissend dass mit den Kilometern vom 02.10. ich auch den Donnerstag bereits eingelaufen hatte.

Der Donnerstag war also bereits verplant - aber an den anderen Tagen wollte ich die passenden Kilometer natürlich laufen. Und so fing ich an die Tage zu planen um alles miteinander in Einklang zu bringen. Und erst da wurde mir bewusst dass ich neben der eigentlichen Challenge - der Reto Octubre - noch mindestens drei andere Challenges meistern musste - und es wurde noch weitaus mehr, um der Geschichte schon ein wenig vorneweg zu greifen. Denn für den 06.10. war bereits der Trailrun Einsiedeln (TRE) der trail-maniacs auf meinem Plan (51km mit 3300 Höhenmetern) und für den 12. 10. der Hallwilersee-Lauf, zwar „nur“ ein Halbmarathon - aber dafür im Renntempo.

Und dann war da ja noch der Farenersturm. Ein kleines Rennen über das wir bereits im Podcast berichtet hatten und das ich natürlich ebenfalls laufen wollte. Dieses Rennen waren zwar „nur“ um die sieben Kilometer - dafür aber mit 880 Höhenmetern. Und das Ziel war so schnell wie möglich rauf und wieder runter zu laufen. Und dann, zu Hause angekommen, müsste ich ja die restlichen Kilometer für diesen Tag noch zu Ende laufen!

Das alles versprach also noch sehr interessant zu werden. Aber zunächst einmal ging es in Tag vier und Tag fünf.


Ich bin krank

Irgendwann Anfang Dezember 2018. Wieder einer jener Dezember die auf ein Jahr folgen, in dem ich meine Vorsätze wieder einmal nicht umsetzen konnte. Im Januar 2018 nahm ich mir vor spätestens heute schlank zu sein. Oder mindestens weniger Gewicht zu haben. Aber ich habe es wieder einmal nicht geschafft - wie in all den Jahren davor. Ganz im Gegenteil habe ich wahrscheinlich wieder zugenommen. So genau weiss ich das nicht, weil ich mich nicht mehr auf die Waage stellte. Stellen konnte….zu viel Angst hatte ich davor. Obwohl ich ja genau wusste dass es von alleine nicht besser werden wird. Ich fühlte mich auch nicht nennenswert anders oder könnte sagen dass meine einzige Hose die mir noch blieb wesentlich lockerer sitzen würde. Gewichtsverlust im besten Falle null. Im schlimmsten Fall habe ich wieder zugenommen - das dürfte sogar sehr wahrscheinlich sein.

Würde auch Sinn machen, denn, ich habe nicht einmal damit angefangen etwas zu verändern. Eigentlich blieb es nur bei dem guten Vorsatz im Januar, und ein zwei energischen Wochen danach, in denen ich voller Tatendrang weniger ass. FdH, friss die Hälfte also, von allem, was ich zu mir nahm einfach das Halbe essen. Ich war eigentlich ständig hungrig. Weil ich hungrig war, war ich schlecht gelaunt, weil ich schlecht gelaunt war war zu Hause ständig schlechte Stimmung, weil zu Hause schlechte Stimmung war, war ich frustriert und Frust, das ist wohl bei den meisten übergewichtigen Menschen so, führt wieder zu Essen.

So gingen diese zwei Wochen vorüber, ich nahm ein- bis zwei Kilo ab, aber war dennoch enorm frustriert, weil ich ja mindestens 20 Kilogramm verlieren wollte - in diesen zwei Wochen wohlgemerkt. Zu mindest war das mein unrealistischer Wunsch. Hinzu kam die meine schlechte Stimmung wegen des ständigen Hungergefühls und die schlechte Stimmung meiner Familie wegen meiner schlechten Stimmung. So führte eins zum anderen und nach den zwei Wochen war meine gesamte Energie restlos aufgebraucht und ich gönnte mir ein Entspannungsessen (so nannte ich meine abendlichen Entgleisungen), als “Belohnung” für einen weiteren überstandenen Tag. Dieses Entspannungsessen bestand zumeist aus zu viel von allem – zu viel Essen und zu viel Alkohol – und endete in einem Zustand der anfangs noch ein wohlig warmes Gefühl erzeugte, dann aber in Ekel umschlug. Ekel mir selbst gegenüber, weil ich es (wieder einmal) so weit kommen lies. Am nächsten Morgen dann die obligatorischen Kopfschmerzen - der Alkohol zollte seinen Tribut.

Die weitere Folge dieses “Entspannungsessens” war die sofortige Einstellung jeglicher Versuche weniger zu essen mit der Begründung, es hätte ja sowieso keinen Sinn.

Es war also alles in allem relativ unwahrscheinlich, dass ich abgenommen hätte. Und deshalb unterliess ich es mein Gewicht in irgendeiner Form zu kontrollieren. Nicht per Waage, nicht per Blick in den Spiegel (mit der Zeit entwickelte ich eine richtige Phobie vor Spiegeln) und schon gar nicht per Foto!

Und genau jetzt würde wieder die für mich schlimmste Zeit losgehen. Nein, nicht die gemeinsame Zeit mit der Familie an Weihnachten - darauf freute ich mich im Gegenteil sehr - sondern die Zeit in der ich den endlosen Fototerminen ausweichen musste. Immer wieder neue Ausreden warum ich gerade nicht will dass jemand ein Foto von mir schiesst.

Weihnachten werden traditionell viele Fotos geschossen und hinzu kam, dass in diesem Jahr meine Schwiegermutter aus Chile zu Besuch war. Im Prinzip waren also meine Versuche allen Fotos auszuweichen von vorne herein zum Scheitern verurteilt. Und so war es dann auch. Und so entstand auch jenes Foto, dass meinen Zustand damals sehr gut darstellt.

Dieses Foto entstand am 20.12.2018 und zeigte mich mit 156.6 Kilogramm. Und, was ich allerdings zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, war mein Körper zu diesem Zeitpunkt bereits in einem sehr schlechten Zustand. Ich war richtig krank.

Wie krank, und wie ich den Tritt in den Hintern bekam, das schildere ich in einem späteren Beitrag.


Meine Geschichte

Auto-generated description: A person standing in a room, surrounded by various objects including bags, gifts, and toys on the floor.

Ich freue mich dass Du hier bist, lieber Leser! Ich weiss nicht woher Du diese Adresse hast, ob Du nur zufällig hier gelandet bist, jemand Dir einen Tipp gab oder ob Du mich vielleicht sogar irgendwo getroffen und Dir die Adresse von meinem Cap, dass ich für gewöhnlich zum Laufen aufsetze, abgeschrieben hast.

Das links bin ich. Christian Spiewok. 46 Jahre. Dezember 2018. 156.6kg. Krank. Kaum in der Lage mich zu bewegen.

Wie auch immer Du hier gelandet bist, ich freue mich über Dein Interesse an meiner Geschichte.

Meine Geschichte ist nur eine von vielen anderen Geschichten in ähnlicher Art. Ein ehemals sehr dicker Mensch der jetzt dünn ist.

Und trotzdem denke ich dass meine Geschichte einzigartig ist. Denn zum Einen habe ich es geschafft in 1.5 Jahren meinen Körper einmal zu halbieren und zum Anderen bin ich gestern meinen ersten Marathon gelaufen. Und dazu muss man auch wissen, dass ich erst im Dezember 2019 mit dem Laufen anfing.

Ich möchte euch hier von mir erzählen. Wie ich es schaffte so viel abzunehmen und so fit zu werden, weshalb oben als Logo “3R” steht und was dass mit den 3 Regeln auf sich hat.